Kommunikation ist King

Neulich habe ich in einem Vortrag vermeintlich sehr simple Wahrheiten zum Besten gegeben. Nämlich, dass wir Worte benutzen sollten, die unser Gegenüber nicht nur kennt, sondern auch richtig einordnet.

Als Beispiel dafür, was bei falscher Kommunikation schief laufen kann, habe ich eine selbst erlebte Situation verwendet: In einer Führungskräfterunde wurde ein technisches Problem diskutiert, dass dringlich gelöst werden musste.

Der technisch Verantwortliche preschte vor und sagte: Ich setze das mal schnell um. 

Bravo. Applaus. Weiter mit der Agenda.

„STOP!“

In mir sträubte sich alles. Schnell eine technische Lösung umsetzen, ohne genauer in die Analyse einzusteigen?

Meine Erwiderung: „Lasst uns bitte dazu kurz recherchieren und ein Konzept machen.“

Kein Bravo. Kein Applaus. Entsetzte Gesichter!

Warum? Ganz einfach: Ich denke in agilen Vorgehensweisen. Konzept & Recherche gehören für mich zu jeder technischen Lösung dazu – ich möchte auf keinen Fall, dass ein Schnellschuss an den Kundenbedürfnissen vorbei implementiert wird. Und neue Probleme mit sich bringt. 

Aber: Die meisten Menschen am Tisch denken nicht in agilen Vorgehensweisen.

Weil sie diese entweder nicht kennen, oder auch nicht kennen müssen. Weil sie nämlich tagtäglich mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind.

Die Worte „Konzept & Recherche“ lösen bei den meisten ganz andere Assoziationen aus!

Klassischerweise dauerten Konzepte nämlich auch mal gut & gerne 3-12 Monate, umfassten mehrere hundert Seiten Text, man hat es gehasst sie zu lesen – und noch mehr sie 1:1 umzusetzen.

Genau das spiegelte sich in den Gesichtern der anderen wieder: Die will verhindern, dass wir eine schnelle Lösung kriegen!

Für mich ist Konzeption Teil der Umsetzung. Wenn wir im agilen Kontext mit einer Aufgabe starten, dann schauen sich alle Beteiligten das Thema an, versuchen das Problem von Kundenseite zu verstehen – und gemeinsam zu einer guten Lösung zu kommen. 

Mit viel Mühe und Überzeugungskraft habe ich genau dieses Vorgehen erläutert. Sehr anstrengend!

Wurde es verstanden? Keine Ahnung – es gab an dem Tag noch so viele völlig andere Dinge zu besprechen.

Irgendwann habe ich aufgehört Details zu erläutern – und schlicht gesagt: „Das Projekt startet jetzt.“ 

Wichtig war es, dass ich die Dringlichkeit des Problems richtig einordne und mich darum kümmere – sprich: Die Verantwortung für eine zügige Lösung übernehme. Wie genau das dann gemacht wird? Interessiert auf dieser Ebene niemanden. Muss es auch nicht. 

Mein Job ist es, dem in mich gesetztem Vertrauen gerecht zu werden und gute Lösungen zu schaffen – unabhängig von der Art und Weise wie.

„Das Projekt startet jetzt“ anstelle von „Wir werden jetzt erstmal in Recherche & Konzeption gehen“ vermittelt genau das: Ich habe die Priorität erkannt und kümmere mich schnellstmöglich um eine gute Lösung.

Die Worte „Wir starten jetzt“ sind eindeutig und werden von allen richtig verstanden.

Applaus. Nächstes Thema.

Aus dieser Situation habe ich viel gelernt. Und überlege mir ganz genau vorher, mit wem ich am Tisch sitze. Welches Vokabular verstanden wird. Welche Denkmuster ich erwarten sollte. Welche vermeintlichen Details ich weglassen darf. Kommunikation ist King.

Mehr Details zu dem Vortrag siehe hier. Der Ausspruch „Das Projekt startet jetzt“ wurde im Nachgang vielfach zitiert und dient u.a. als Ansporn zur Organisation der nächstjährigen Konferenz… 😊

Von Silke Kanes

Als ehemalige Vorständin & Aufsichtsrätin - mit langjähriger Verantwortung für digitale Produktentwicklung und agile Transformation - unterstütze ich Unternehmen und deren Führungskräfte bei digitalen und unternehmenskulturellen Herausforderungen.