Schaden Kinder dem Denkvermögen? (#Archivfund)

white sheep on white surface

Ich möchte zu einem wahrlich wichtigen Thema gerne eine Grundsatzdiskussion starten:

Geht mit einer Geburt die Intelligenz der Frauen verloren?

Frau ist nach einer Geburt noch der selbe Mensch wie vorher, und doch muss irgend etwas passiert sein, dass die Umwelt sie plötzlich und unverhofft ganz anders sieht. War Frau vorher der erfolgreiche Workaholic, der in „besseren“ Geschäftskreisen verkehrte, mit dem man ernsthaft über Weltpolitik und Zukunftschancen von neuen Industriezweigen diskutierte, so reduziert sich dies nun auf Einladungen zu Tupper-Partys und Gespräche über Babykost. 

Heißt das, dass Mann vermutet, dass Frau nun endlich die ganzen Soaps und Daily-Talkshows im Fernseher verfolgt und gleichzeitig selbiges Niveau annimmt? Sind wir Frauen mit Kindern nun standardmäßig die Opfer aller Staubsaugervertreter und Handzettelverteiler in den Supermärkten? 

Warum schaut mich der sonst so nette Bankangestellte mitleidig und von oben herab an – nur weil ich ein Kleinkind auf dem Arm hab?

Warum erklärt er mir den Unterschied zwischen EC- und Kundenkarte wie einer 6jährigen? Warum erklärt er ihn mir überhaupt?

All unsere Bemühungen zu studieren, einen Beruf zu erlernen und erfolgreich auszuüben sind scheinbar mit den Wehen dahingegangen. Auf einmal sind wir nicht mehr Vertriebsbeauftragte, Friseurin, Schreinermeisterin, Sekretärin, Marketingexpertin, Programmiererin oder Lehrerin. Wir sind neu katalogisiert einfach nur noch Hausfrau und Mutter. 

Leider steht die Berufs-Kategorie „Mutter“ in unserer Gesellschaft nicht auf dem Platz, der ihr gebührt.

Besonders in einem sogenannten Familienstaat. Hausfrau und Mutter zu sein ist meist anstrengender als alle anderen genannten Bereiche. Wir reißen uns tagtäglich 24 Stunden für unsere Lieben den Arsch auf und können nicht mal krankgeschrieben werden. Und erhalten keinen Lohn. 

Moment mal? Keinen Lohn?

Na, dann ist doch klar warum wir vom Stellenwert weniger wert sind als ein Hilfsarbeiter. Wir sind eine kapitalistische Gesellschaft und werden nach dem eingestuft, was wir verdienen. 

Da weiß ich doch, warum mich der Bankangestellte so mitleidig ansieht. Der denkt, die arbeitet 24 Stunden am Tag und kriegt keine Kohle dafür. Die muss wirklich dumm sein. 

Da hat er Recht, oder? 

PS: Mein Mann hat gerade den Artikel überflogen und festgestellt, dass einiges nicht stimmt. Ich würde maßlos übertreiben mit den 24 Stunden Dienst täglich. Tatsächlich seien es bei uns nur 10-12 Stunden tagsüber, die ich alleine bin. Die restliche Zeit teilen wir uns dann ja die Arbeit. Desweiteren stimme es nicht, dass wir Hausfrauen und Mütter für umsonst arbeiten würden. Immerhin würden Erziehungszeiten auf die Rente angerechnet. Zwar nur für einen Minimallohn (vermutlich immer noch nicht soviel wie beim Hilfsarbeiter), aber immerhin, wer sagt’s denn? 

Ich werde demnächst selbstbewusst und gestärkt dem Bankangestellten gegenübertreten können. Wenn der wüsste!

Von Silke Kanes

Als ehemalige Vorständin & Aufsichtsrätin - mit langjähriger Verantwortung für digitale Produktentwicklung und agile Transformation - unterstütze ich Unternehmen und deren Führungskräfte bei digitalen und unternehmenskulturellen Herausforderungen.