Frau Markus Kanes (#Archivfund)

woman in black jacket and blue denim jeans standing in front of brown wooden door

Ja, das bin ich! Schade, dass mein Mann nicht promoviert hat. Sonst wäre ich eventuell sogar die „Frau Dr. Markus Kanes“. Toll!

In Österreich sähe die Sache schon ganz anders aus. Da käme sein Diplom-Ingenieur viel mehr zum Zuge. Da wäre ich jetzt die „Frau Ingenieur“! Leider wohnen wir nicht in Österreich und somit bin ich doch nur die ganz einfache „Frau Markus Kanes“. Aber leider ist die „Frau Markus Kanes“ nicht wichtig genug, als dass man ihr einen Brief schreibt.

Die „Frau Markus Kanes“ hat schon viele Handwerker-Termine hinter sich, und doch richten die meisten ihr schriftliches Angebot hinterher an den „Herrn Markus Kanes“.

Manche allerdings sind so lieb und schicken es an „Familie Markus Kanes“. Da gehöre ich dann auch zu! Danke.

Aber ich muss schon glücklich sein, überhaupt die Handwerker- und Kundendienst-Termine wahrnehmen zu dürfen! Ich – als dumme Hausfrau und Mutter – darf über Dinge wie Dachsanierung, Terrassenerneuerung oder gar defekte Fernsehgeräte fachsimpeln!

Es ehrt mich, dass einige der Handwerker direkt mit mir sprechen, bevor sie ihr Angebot an meinen Mann schicken. Die anderen wissen natürlich um meine angeborene Dummheit und lassen sich nicht darauf ein.

„Wann iss’n Ihr Mann zu Haus’?“ ist die erste und wichtigste Frage, die gestellt wird.

Denn wenn es um einen Ortstermin geht, hat man doch ganz gern den Kompetenzträger der Familie dabei. Und soll Frauchen etwa einen Preis verhandeln und den Zuschlag erteilen können? Reine Zeitverschwendung also.

Leider muss die „Frau Markus Kanes“ aber gestehen, dass sie noch keiner dieser eben referenzierten Firmen einen Auftrag erteilt hat. Entscheidungen werden aus dem Bauch heraus getroffen. Und mir dreht sich immer der Magen um, wenn mal wieder ein Angebot an „Herrn Markus Kanes“ oder „Familie Markus Kanes geht“.

Pech gehabt. Ich achte leider penibel auf so etwas. Und deshalb stechen mir die anderen Angebote sofort positiv ins Auge.

Wenn die „Frau Markus Kanes“ feststellen darf, dass sie selber einen Vornamen besitzt oder hinter dem Wort „Familie“ ihr eigener Name neben dem des Mannes genannt wird. Solche Angebote pickt sich die „Frau Silke Kanes“ dann heraus. Und verhandelt dann sogar eigenmächtig den Preis. Und erteilt – in Absprache mit dem Herrn Markus Kanes – dann ganz allein als „Frau Silke Kanes“ den Auftrag.

Wie bei vielen anderen Familien auch, ist bei uns die Frau für die Finanzen zuständig. Vielleicht sollte man das mal ein paar Firmen weitersagen! Und würden wir in Österreich leben, dann wäre mein Mann vielleicht der „Herr Diplom-Informatikerin Silke Kanes“?

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Kategorisiert in Persönliches

Von Silke Kanes

Als ehemalige Vorständin & Aufsichtsrätin - mit langjähriger Verantwortung für digitale Produktentwicklung und agile Transformation - unterstütze ich Unternehmen und deren Führungskräfte bei digitalen und unternehmenskulturellen Herausforderungen.