Ich will nicht in die Hölle!

Vor kurzem wurde ich im Rahmen eines Interviews gefragt, wie ein Tech-Unternehmen für Frauen attraktiver werden kann. (Link zum Interview)

Meine Antwort: Frauen einstellen, Vorbilder schaffen und sichtbar machen.

In dem Zuge fiel mir dann das folgende Zitat von Madeleine Albright ein:

„Es gibt einen besonderen Platz in der Hölle für Frauen, die andere Frauen nicht unterstützen.“

Nun, ich gebe mir seit einiger Zeit ziemliche Mühe, nicht in die Hölle zu kommen.

Viele Jahre war es für mich egal, dass ich eine Frau bin.

Ich habe in meiner Branche (IT) fast ausschliesslich nur mit Männern zusammen gearbeitet, mich als Teil des Teams gesehen und wurde (aus meiner Perspektive) als gleichberechtigt wahrgenommen. Es hat mir einfach Spaß gemacht.

Was ich nicht mitbekommen habe:

  • Das Männerteam wurde befragt, ob sie sich die Zusammenarbeit mit einer weiblichen Projektleiterin überhaupt vorstellen können. (Da hab ich Glück gehabt, dass die Antwort positiv war.)
  • Kolleginnen aus anderen Bereichen berichteten Jahre später bedauernd, wie von oberster Stelle hinter meinem Rücken gelästert wurde. (Aber die Arbeit durfte ich immer gut wegschaffen.)
  • Man hat sich gefreut, wie fleißig ich „den Laden schmeisse“ – aber Teil des höchsten Führungsteams? Dafür sei ich zu „politisch“ unterwegs. (Weil um etliche unfähige Menschen herum gearbeitet werden musste.)

Nachdem ich einige Jahre in verantwortlicher Position arbeiten durfte, habe ich beschlossen, dass es mir nicht mehr egal sein darf, eine Frau zu sein.

Ich habe beschlossen mitzuhelfen, dass es andere Frauen mal einfacher haben. Auch, dass ich es schön finden würde, wenn wir im Führungsbereich mal zu zweit, zu dritt oder gar zu viert wären.

Also habe ich angefangen mich zu „outen“, bin Netzwerken und Vereinen beigetreten, spreche über das Thema „Frau in der IT“ und „Frauen in Führung“. Unterstütze junge Frauen im MINT Umfeld als Mentorin.

Bin ich überzeugt, dass Frauen die besseren IT-Fachkräfte oder die besseren Chefs sind? Nein!

Ich bin überzeugt, dass es die bunte Mischung macht. Und die fehlt leider immer noch sowohl in der IT als auch in der Führung. Nicht nur Frauen – auch Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund, anderen Perspektiven, anderen Erfahrungen.

Ich selbst kann als Frau dabei unterstützen, dass es zumindest weiblicher wird. Das tue ich, indem ich z.B. hier darüber schreibe, aber auch aktiv in den sozialen Medien meine Meinung äußere. So wie viele andere engagierte erfolgreiche Frauen.

Und noch ein Tipp für Unternehmen, die „bunter“ werden wollen

Unlängst konnte ich ein tolles unternehmensweites Format für ein „Sichtbar-machen“ kennenlernen:

Die TÜV Rheinland Consulting ermöglichen es ihren Mitarbeitenden einmal im Monat – im Rahmen des sogenannten Fe*male Friday – mit erfolgreichen Frauen und Männern in den direkten Austausch zu kommen. Um inspiriert zu werden, Vorbilder zu finden, auch den Weg dahin besser zu kennenzulernen.

Als Gast eines Fe*male Friday hat es mir sehr großen Spaß gemacht, viele Fragen zu beantworten und eigene Erfahrungen der Teilnehmenden zu hören.

Ich hoffe, damit der genannten Hölle zu entkommen.

Und ebenfalls hoffe ich, dass es weitere Frauen und Unternehmen gibt, die sich „outen“ oder „sichtbar-machende“ unternehmensweite Formate starten.

Von Silke Kanes

Als ehemalige Vorständin & Aufsichtsrätin - mit langjähriger Verantwortung für digitale Produktentwicklung und agile Transformation - unterstütze ich Unternehmen und deren Führungskräfte bei digitalen und unternehmenskulturellen Herausforderungen.