Oftmals sind es die Frauen (aber nicht nur!), die der Meinung sind, wenn man fleißig ist und überdurchschnittliche Leistung bringt, fällt das schon irgendwann irgendwem auf und wird belohnt. Mit mehr Verantwortung, einer Führungsrolle, mehr Geld, oder oder oder. Kann natürlich sein. Ist es meistens aber nicht.
Leider ist es in der Regel nämlich so, dass der Chef/ die Chefin froh ist, jemanden zu haben, der/die ordentlich was wegschafft. Ohne sich darüber zu beschweren.
Ich bin da als Chefin keine Ausnahme, man braucht genau solche guten Leute im Team. Und ja, es gibt auch Menschen, die absolut glücklich damit sind, fleißig zu sein, das Team zu unterstützen und sich dabei immer still und leise im Hintergrund zu halten.
Natürlich erkennen wir als Führungskräfte fleissige Leistungen! Und entscheiden dann, ob wir fördern möchten – oder das für uns selbst (aus)nutzen. Letzteres entspricht nicht meiner Wertschätzung für Mitarbeitende, aber ich habe im Laufe meines Lebens wirklich viele Beispiele für „Ausnutzen“ erlebt. Vielen frustrierten fleißigen Bienchen vergeht dann aber irgendwann die Lust, weiter fleißig zu sein.
Zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn bin ich selbst einmal ein solches „Opfer“ gewesen. Meine Leistung (ich hab mir damals wirklich den Ar… aufgerissen und einen riesigen Vertriebs-Deal abgeschlossen) wurde von meinem damaligen Chef bei der Unternehmensführung im Ausland als seine eigene verkauft. Die kannten mich dort gar nicht!!! Grrr. Das hatte ich nicht auf dem Schirm und es war mein erstes Learning in Sachen „Politik“.
Damals hab ich mir geschworen: Das passiert mir nie mehr wieder!
Seitdem achte ich genau darauf, dass alle Menschen um mich herum genau wissen, dass und was ich gerade Gutes bewirke.
Daher mein Tipp an alle, die gute Leistung bringen und darauf hoffen, dass es jemand bemerkt und sie fördert:
Keiner kann euren Einsatz und eure damit verbundenen Wünsche riechen. Macht den Mund auf, redet darüber!
Sprecht mit Kolleginnen und Kollegen darüber, macht euch „sichtbar“, wie es heute so schön heisst. Und sprecht auch mit euren Vorgesetzten, dass diese Leistung nicht selbstverständlich, sondern außergewöhnlich ist. Und was ihr euch von diesem Einsatz mittel- bis langfristig erhofft.
Im schlimmsten Fall kommt dabei heraus, dass Chef/Chefin überhaupt nicht daran interessiert ist, euch zu fördern – weil man/frau dann die Arbeit ja selbst machen müsste. Im besten Fall freut sich Chef/Chefin aber über euer Interesse am beruflichen Weiterkommen und überlegt gemeinsam mit euch, wie dieses Weiterkommen zustande gebracht werden kann. Wer könnte mittelfristig eure Aufgaben übernehmen, könnt ihr dabei unterstützen.
Ein Gespräch über die eigene Leistung erfordert viel Mut und ein kleines Raustreten aus der eigenen (unsichtbaren) Komfortzone.
Bitte fühlt euch nicht schlecht dabei, wenn ihr über euch selbst, eure Erfolge, eure Erwartungshaltung sprecht. Ihr habt es verdient, selbst die Lorbeeren dafür einzufahren!
Meine eigenen Learnings sind:
- Ich habe „gute Ideen“ und erfolgreich abgeschlossene Projekte so platziert, dass alle wussten, sie stammen von mir.
- Ich habe gelernt zu sagen, wenn die Arbeit „dauerhaft zu viel“ wurde, um auf Personalmangel in meiner Abteilung hinzuweisen.
- Ich habe gelernt zu sagen, dass ich mir „mehr“ erhoffe – mehr Verantwortung, mehr Sichtbarkeit, eine andere Rolle.
- Ich habe vor allem gelernt, die „faulen Eier“ zu identifizieren, die sich ggfs. mit meinen Leistungen schmücken wollen. (Die lernen mich dann „anders“ kennen, da muss man sich wehren! Siehe Peperoni-Strategie von Prof. Dr. Jens Weidner)
Last but not least: Übung macht den Meister, wie bei allem im Leben. Beim zweiten Mal fällt es schon viel leichter und irgendwann fühlt es sich „normal“ (oder zumindest etwas „normaler“) an, über die eigenen Leistungen zu sprechen. So sollte es auch sein.
PS: „Tue Gutes, und rede darüber“ ist einer meiner Haupttipps im Führungskräfte-Mentoring.