So funktioniert Mitarbeiter-Motivation für mich

„Wie kann ich meine Mitarbeitenden besser motivieren?“ Dieser Frage habe ich in den vergangenen Wochen verstärkt nachgespürt. Im Austausch mit anderen Product Leadern, meinen Teamleitern, Kolleg*innen, Freunden und Familie.

Gibt es Maßnahmen, die meine Mitarbeitenden motivieren, eigenverantwortlich (und remote!) mit Spaß, Freude & Engagement den Erfolg des Unternehmens voranzutreiben? Wodurch kann ich verhindern, dass uns wertvolle Kolleg*innen verlassen oder demotiviert sind?

Das spannende – aber leider zunächst nicht sehr hilfreich klingende – Ergebnis meiner Recherche lautet:

“Es gibt kein Schema F für Motivations-Maßnahmen.“

Zumindest nicht für Führungskräfte mit Mitarbeitenden, die agil denken, leben und arbeiten.

Die eine freut sich über eine Weiterbildung, der nächste über Zeit & Chance Neues zu erforschen, die andere über die Teilnahme an einem Event, und wieder ein anderer zieht viel Kraft über persönliches Lob und den Applaus beim Company Event.

„Sollte man für jeden einzelnen Mitarbeitenden individuelle Maßnahmen zur Motivation finden bzw. erarbeiten?“ Ganz klare Antwort: „Ja“.

Klingt nach einer Herausforderung mit sehr viel Arbeit. Die gute Nachricht hierzu ist, dass es eigentlich gar kein Aufwand für uns sein sollte, wenn wir unseren Job als „Agile Leader“ richtig machen.

Der höchste Invest in jeden einzelnen Mitarbeitenden ist unsere eigene Zeit.

  • Zeit, dem Mitarbeitenden die Ziele und Visionen des Unternehmens zu erläutern
  • Zeit den Mitarbeitenden zu empowern, Dinge selber entscheiden und vorantreiben zu dürfen
  • Zeit für Fragen des Mitarbeitenden und um diesen bestmöglich fachlich zu coachen
  • Zeit, den Mitarbeitenden für seine Leistungen und sein Engagement zu wertschätzen
  • Zeit, um aufmerksam zuzuhören, um die Bedürfnisse, Probleme, Lebenssituation besser zu verstehen
  • Zeit für ein paar private Worte, einen Scherz – wann haben wir das letzte Mal gemeinsam gelacht?

Durch das Investieren von Zeit in einen Mitarbeitenden können wir diesen bestmöglich intrinsisch motivieren und kennen die Person und ihre Bedürfnisse, Wünsche und Ideen so gut, dass es uns leichtfallen sollte, die passende Motivations-Stellschraube zu finden.

Meine konkreten Motivations-Maßnahmen haben fast alle mit „Zeit“ zu tun:

Einmal in der Woche gibt es bei uns die große „Produkt-Runde“.

Unsere Produkt-Runde ist ein einstündiges (Online-)Meeting mit offener Agenda. Themen werden vorab in unseren „Teams“-Kanal gesammelt, man kann auch spontan noch welche mitbringen. Gibt es zu viele Themen, stimmen wir gemeinsam ab, welche die wichtigsten sind (nach dem Lean Coffee Format).

Daneben findet persönlicher Austausch statt – jeder Mitarbeitende hat entweder direkt mit mir oder einem meiner Team-Leiter regelmäßig ein 1:1 Meeting, bei dem über Berufliches wie Privates gesprochen werden kann. Auch wenn viele andere Termine mit vermeintlich hoher Priorität oftmals als wichtiger angesehen werden: Das 1:1 Meeting sollte konsequent durchgeführt werden! Auch und besonders in stressigen Zeiten ist es wichtig, den Mitarbeitenden Zeit für dieses Gespräch zu ermöglichen und immer ein offenes Ohr für akute Bedürfnisse zu haben.

Gerade in Zeiten von Corona und überwiegender Arbeit aus dem Home-Office gibt es nichts Wichtigeres, als die Mitarbeitenden im Einzelgespräch wissen zu lassen, dass man ihre Arbeit auch remote wahrnimmt und wertschätzt.

Sehr viele, meist private Gespräche auf dem Gang oder an der Kaffeemaschine fallen seit vielen Monaten flach. Und je länger die soziale Distanz andauert, desto wichtiger ist der menschelnde Kontakt zum Mitarbeitenden. Also einfach mal anfragen, ob er/sie Lust und Zeit für einen Plausch hat. Und wenn es nur 5 Minuten sind.

Und für alle, die der vielen Video-Meetings mal überdrüssig sind, hier ein Tipp, der für mich (gerade jetzt im Sommer) super funktioniert:

Einfach mal zum 1:1 Meeting in einem Café, Biergarten oder Restaurant mit Außengastronomie treffen.

Es kann unglaublich befreiend wirken, sich mal wieder „im echten Leben“ zu begegnen, und dazu noch in entspannter und angenehmer Atmosphäre. Ich hatte z.B. ein wunderbares Treffen mit einer Mitarbeiterin auf einer Wiese im Park – mit ausreichend Abstand und viel frischer Luft. Wir haben vor allem über die aktuellen Umstände und unsere Erfahrungen gesprochen, denn alles Fachliche läuft ja ansonsten hervorragend dokumentiert über entsprechende digitale Tools.

In den digitalen Tools – wie bspw. Teams – sollte man als Führungskraft verstärkt Präsenz zeigen.
Ich gehöre sicher nicht zur Generation Emoji, habe mich aber daran gewöhnt, gute oder interessante Beiträge umgehend mit ,  oder  zu versehen. Das signalisiert klar: „Ich habe mir Zeit genommen Deinen Beitrag zu lesen und unterstütze Dein Anliegen bzw. finde das Thema gut / inspirierend.“

Zusätzlich versuche ich Beiträge zu kommentieren, wenn es mir angebracht und sinnvoll erscheint. Und natürlich verfasse ich auch selber regelmäßig Beiträge, starte kleine Umfragen oder poste Informationen aus Meetings nochmal „zum Nachlesen“.

Echte Team-Events? Aktuell leider nicht.

Jeden Sommer findet bei mir zuhause im Garten ein Grillfest statt, bei dem auch Partner willkommen sind und jede*r „irgendwas Leckeres“ fürs Büffet mitbringt. In der Regel endet das Ganze in absoluter Dunkelheit vor einem Lagerfeuer mit Stockbrot.

In diesem Jahr ist das leider anders. Wir haben in unserer wöchentlichen Produkt-Runde offen darüber gesprochen – und gemeinsam entschieden, dass auch unter freiem Himmel mit vielen Menschen derzeit kein gemeinsames Feiern angebracht ist.

Und dann doch noch eine tolle neue Maßnahme! Durch meine Recherche bin ich auf eine nette Idee gestoßen, die ab jetzt bei uns eingeführt wird: Der „Innovation Day“.

Einmal im Monat (frei wählbar wann) darf jede*r sich aus dem operativen Geschehen ausklinken, um Methoden/Arbeitsweisen zu recherchieren, neue Tools auszuprobieren, die eigene Arbeitsweise zu reflektieren oder einfach nur verrückte Produktideen zu spinnen.

Innovation – und auch die Motivation dafür – kann nur entstehen, wenn der Kopf frei ist. Unser „Innovation Day“ soll das gezielt fördern.

Meine persönliche Herausforderung besteht darin, mir selber genügend Zeit einzuräumen, um bei dem Thema Motivation dauerhaft am Ball zu bleiben. Und neben dem Tagesgeschehen die Ruhe zu finden, um offen für neue Ideen zu sein.

Motiviert werde ich dadurch, dass ich tagtäglich auf wunderbare Mitarbeitende treffe, die es wert sind, sich für sie einzusetzen.

Von Silke Kanes

Als ehemalige Vorständin & Aufsichtsrätin - mit langjähriger Verantwortung für digitale Produktentwicklung und agile Transformation - unterstütze ich Unternehmen und deren Führungskräfte bei digitalen oder unternehmenskulturellen Herausforderungen.